|
Wo
Ordnung zur Katastrophe wird Lutherische
Kirche: Umweltschutz ist Schöpfungsauftrag
Rhauderfehn. Der heute gängige Inhalt des Begriffs "Ordnung" müsse
überprüft werden. Wöchentlich gemähter Zierrasen, Einheitshecken aus
"Lebensbäumen" oder kunstvoll zurechtge-schnittene Bäume und Sträucher
entsprächen zwar dem heutigen Ordnungs- und Schönheitssinn vieler Mitbürger,
für die Umwelt und die in ihr lebenden Pflanzen und Tiere hätten sie jedoch
teilweise katastrophale Auswirkungen. Wenn wieder mal eine Pflanze oder Tierart
ausgerottet werde, sei dies ein kollektiver Verstoß gegen das 5. Gebot:
"Du sollst nicht töten".
Der das sagt, ist Pastor Martin Behr, Umweltbeauftrager der ev.
lutherischen Kirche im Kirchenkreis Rhauderfehn, dem seine Funktionsbezeichnung
eigentlich nicht paßt: "Mit dem Erhalt der Umwelt ist jeder
beauftragt", sagte er gegenüber dem SonntagsReport und die Kirche könne
lediglich Anregungen geben und mit gutem Beispiel vorangehen. So versuche man,
alle Ver- und Gebrauchsgegenstände in der kirchlichen Arbeit umweltverträglich
auszuwählen und zu nutzen und auch die kircheneigenen Ländereien so zu,
gestalten, daß die Natur und die in ihr lebenden Geschöpfe überleben können.
Auf ihrem Kirchenkreistag in der kommenden Woche wollen die Mitglieder
u.a. einen Antrag beraten, der sicherstellen soll, daß bei Bau- und
Renovierungsarbeiten an Kirchen und kircheneigenen Gebäuden ökologische
Aspekte berücksichtigt werden.
Anstoß geben will die Kirche auch mit ihrem Projekt: "Kein Plastik
auf Friedhöfen". Zwar sei es inzwischen gelungen, die meisten
Friedhof-Besucher davon
zu überzeugen, daß Grabschmuck auch ohne Kunststoffanteile schön sein
kann, aber immer noch gebe es Gemeindeglieder, die nicht ganz auf Plastik
verzichten. Dies gelte besonders dann, wenn der Grabschmuck nicht in Fachgeschäften
gekauft werde. Für Behr ist klar: "Umweltschutz geht alle an, und er kann
auf dem Friedhof nur funktionieren, wenn alle mitmachen".
Das Engagement für die Umwelt ist für die Kirche selbstverständlich,
ist es doch die logische Konsequenz der Befolgung des christlichen Schöpfungsauftrages.
"Macht Euch die Erde untertan" heißt es zwar, aber es dürfe nicht
vergessen werden, in wessen Auftrag wir dies tun; und der Auftrag Gottes
beinhalte unverzichtbar den Schutz allen Lebens.
heg Pastor
Martin Behr, Umweltbeauftragter im Kirchenkreis Rhauderfehn der ev. luth.
Kirche, neben
einem Hinweisschild, das darauf aufmerksam macht, daß Grabschmuck mit
Kunststoffanteilen nicht auf den Friedhof gehört. Foto:
Giermanns (Sonntags Report v. 11.11.1990)
|
|