CONFLANS, Louis Gabriel Marquis de

geb. 1735, gest. 1789; kath.

Generalleutnant

Bis in unsere Tage bedeutete im ostfriesischen Dialekt das Wort „Conflanser" soviel wie Mordbrenner oder Räuberbande, mit dem man Kinder schrecken konnte. Es ver­dankte seine Bedeutung dem Einfall, den deutsche Hilfstruppen der französischen Armee unter dem Befehl von Conflans vom 22. September bis 7. Oktober 1761 in Ostfriesland machten, wobei sie nach Jahrhunderten zum ersten Mal wieder die Schrecken des Krieges ins Land brachten. Dieses Unternehmen, eher ein Beutezug, entsprang der Ratlosigkeit der französischen Militärs nach der verlorenen Schlacht von Vellingshausen 1761, wie der Krieg gegen Preußen weitergeführt werden sollte. Conflans, der seine Stellung erst im Frühjahr gekauft hatte, sollte in Ostfriesland plündern.

Seine Soldaten hausten derart, daß zum letzten Mal Bauern nach den Regeln des uralten ostfriesischen Landesaufgebotes - ohne dazu aufgerufen zu sein - sich zur Wehr setzten. Die heftigsten Feindseligkeiten geschahen vor Leer im Dorfe Loga mit tödlichen Verlusten. Preußische Soldaten standen ja nicht mehr in Ostfriesland. Die allgemeine Kriegslage zwang dann Conflans, Ostfriesland zu verlassen; inoffiziell wurde er auch in Frankreich wegen seiner Kriegsführung getadelt. Dennoch blieb er in der Armee.

Literatur. C. Renouard, Geschichte des Krieges in Hannover, Hessen und Westfalen von 1757 bis 1763, Band 3: Die Feldzüge von 1761 und 1762, Kassel 1864, S. 428-434; Dictionnaire de Biographie Francaise, tome 3, Paris 1939, Sp. 741-742; Horst Carl, Okkupation und Regionalismus. Die preußischen Westprovinzen im Siebenjährigen Krieg (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Abt. Universalgeschichte, 150), Mainz 1993, S. 235-237.

Walter Deeters